5:30 Uhr

 

Lantau Channel / Südchinesisches Meer

 

    Samuel schreckte hoch. Schweißgebadet und zitternd vor Angst erwachte er aus der dunklen Welt seiner Alpträume. Er rieb sich die Augen und versuchte sich in dem dämmrigen Licht zurechtzufinden. Das monotone Rauschen der Turbinen, das ihn Stunden zuvor in die Abgründe des Unbewußten entführt hatte, summte in unverändertem Ton. Auch das unruhige Stöhnen und Murmeln der Gestalten, die sich dicht an dicht gedrängt in ihren Sesseln hin und her warfen, erfüllte noch immer den beengten Raum.

     Samuel versuchte sich zu entspannen. Durch das kleine Fenster neben seinem Sitz drangen die erwachenden Farben der Morgenröte und vertrieben die letzten apokalyptischen Bilder der nächtlichen Odyssee. Das Chaos jedoch, das in seinen Gedanken und Gefühlen herrschte, blieb. Nur noch wenige Meilen lagen zwischen ihm und jener Welt, die sein Leben auf unheimliche Weise beeinflußte. Nur noch wenige Augenblicke trennten ihn von dem Ort, von dem er sich endlich Antworten auf die Fragen erhoffte, die ihn immer mehr bedrängt und schließlich dazu gezwungen hatten, sich auf die Suche zu begeben.

     Samuel war auf dem Weg nach Hongkong. Es war ein verrückter, geradezu aussichtsloser Weg und doch die letzte Chance, die ihm geblieben war, das Geheimnis seiner seltsamen Erlebnisse zu lösen. Das Flugzeug legte sich stark auf die Seite und verlor schnell an Höhe. Selbst für erfahrene Piloten war es ein Nervenkitzel beinahe auf Fensterhöhe zwischen den Wolkenkratzern von Kowloon auf die kurze, in den Hafen hinausgebaute Lande­piste des alten und beengten Flugplatzes von Kai Tak niederzugehen.

     Schon aus der Luft zeigte sich das größte Pro­blem der gewaltigen Metropole: Es gab zu wenig Land. Jedes bebaubare Fleckchen Erde rund um den langgezogenen Victoria Harbour war mit hochaufragenden Gebäu­dekomplexen besetzt, deren grauweiße Betonspur sich wie eine unaufhaltsame Krebsgeschwulst über die grünbewachsenen Drachenberge fraß und sich Meter um Meter weiter in das Wasser schob.

     Hongkong platzte aus allen Nähten. Es war ein urbanes Experiment, bei dem es das Wort unmöglich nicht geben durfte, weil die Not von Millionen, hier auf engstem Raum zusammenlebender Menschen Tag für Tag das Un­mögliche forderte. In den neunundneunzig Jahren der britischen Verwaltung war die Stadt zu einem der reichsten und bedeutendsten Seehäfen der Welt geworden, zur expandierendsten aller Geschäftsmetropolen und zum Inbegriff der Prinzipien der freien Weltwirtschaft. Hier wurde alles zur Ware, war alles Handelsgut, und jeder versuchte das, was er zu bieten hatte, möglichst gewinnbringend zu verkaufen.

     Hongkong war die Stadt des Geldes, der Börsen und der Banken, der Konzerne, der daai baan und der kleinen Kaufleute. Die Welt der Spieler, der Prostituier­ten und der kleinen Gauner, der Agenten, der Piraten und der chinesischen Triaden, deren Arme sich, gleich den Tentakeln eines todbringenden Kraken, in alle Himmelsrichtungen ausstreckten.

     Hier war das Mekka des Kapitalismus und das größte Gotteshaus dieser erfolgreichsten aller Religionen. Es war einer der letzten Orte auf der Welt, wo die Freiheit der Menschen nur durch die eigene Kreativität und den Mut begrenzt wurde, das Unmögliche möglich zu machen. Und vielleicht deswegen machten sich Scharen von Flüchtlingen, Abenteurern und Glücksrittern auf den Weg, ihr joss an einem der wun­dersamsten Plätze der Welt zu versuchen.

     Samuel hielt sich verkrampft an den Lehnen seines Sitzes fest, als der Pilot den Schub von den Triebwerken nahm und der riesige Metallvogel in nur wenigen Sekunden vom Himmel fiel. Wie Fetzen einer kaum greifbaren Erinnerung flogen die Lichter der Großstadt an seinem Fenster vorbei, ehe die Maschine auf dem Rollfeld zum Stehen kam. Er schloß kurz die Augen und folgte dann dem Strom der Passagiere durch eine breite Gang­way zu den hell erleuchteten Terminals des Flughafens, wo er hoffte, erwartet zu werden.

     "Dr. Tyme ...?"

     "Ja ...?" Samuel hob die Augenbrauen und nahm etwas verwirrt die Hand, die ihm gereicht wurde.

     "Sie sind also Sam, Sandys alter Schulfreund." Ein großgewachsener Chinese, in einem eleganten, grauen Seidenanzug, begrüßte   

    Samuel in akzentfreiem Englisch. Er war kaum älter als dreißig und sah aus, als sei er gerade den Trendseiten eines Modejournals entsprungen.

     "Mein Name ist Tang, Jeffrey Tang. Aber nennen Sie mich einfach Jeff. Willkommen in Hongkong!"

     "Äh..., ja ..., vielen Dank!" Samuel lächelte verlegen.

     "Ich bin ein Freund von Sandy. Er läßt sich entschuldigen und hat mich gebeten, Sie abzuholen."

     "Ich war mir nicht sicher, überhaupt erwartet zu werden. Sandy hat auf mein letztes Telegramm nicht geantwortet."

    "Er ist auf Geschäftsreise. Singapur, Kuala Lumpur. Na, Sie kennen ihn ja, immer auf dem Sprung, wenn es um lukrative Verhandlungen geht."

     "Hm ..., das ist schade." Samuel kannte George Sandfort kaum. Es war bereits zehn Jahre her, daß er den Engländer auf dem College kennengelernt hatte, und seither war der Kontakt eher oberflächlich und selten gewesen. "Hat er mir denn ein Hotelzimmer reservieren können?"

     "Vergessen Sie das Hotel." Jeffrey nahm Samuels Reisetasche. "Sandy hat ein großes Apartment über den Dächern von Central. Es steht für mindestens drei Wochen leer, und er meinte, Sie könnten während seiner Abwesenheit auf die Briefmarkensammlung aufpassen."

     "Tatsächlich ...? Vielen Dank!" Samuel war erstaunt über die herzliche Begrüßung und das großzügige Angebot und folgte dem Chinesen hinaus zu den Parkdecks, wo ihn ein feuchter Dunst empfing.

     "Es ist ja wie in einer Waschküche hier."

     "Sie haben sich nicht gerade die beste Zeit für Ihren Besuch ausgewählt. Seit einem Monat spielt das Wetter verrückt. Viel Regen und heftige Gewitter, und für die Jahreszeit ist es zu kühl."

     "Zu kühl ...?" Samuel lachte. "In Berlin hat es letzte Woche an­gefangen zu schneien."

     "Schnee wäre in Hongkong eine Sensation. Normalerweise sinken die Temperaturen selten unter fünfzehn Grad."

     "In Deutschland sind wir mit dem Wetter nicht so verwöhnt. Wir freuen uns über jeden Sonnenstrahl und alles, was über zwanzig Grad liegt, empfinden wir als Hochsommer."

     "Ich war nie in Europa. Aber wahrscheinlich glaubt man immer, das Klima sei woanders besser. Wir haben hier die meiste Zeit des Jahres die Aircondition laufen, um das Leben einigermaßen er­träglich zu gestalten. Kommen Sie, Sam, steigen Sie ein!"

     Jeffrey öffnete die Türen einer eleganten, weißen Limousine und verfrachtete Samuels Reisegepäck in den Kofferraum.

     "Sandy hat mir erzählt, Sie wollen hier in Hongkong einen bekannten Wissen­schaftler treffen?"

     "Ja, einen Dr. Foo."

     "Dr. Stephen Foo? Sind Sie sicher?"

    "Er wurde mir in Berlin als herausragender Experte für alte chi­nesische Kunst empfohlen." Samuel nahm auf dem Beifahrersitz platz und zog eine schwarze Visitenkarte mit goldgeprägten Schriftzeichen aus seiner Jacke hervor.

     Jeffrey nickte, doch sein Gesichtsausdruck wurde merklich ernster. "Es tut mir leid, Sam. Ich fürchte, der Mann, den Sie suchen, ist tot."

     "Tot ... ?"

     "Das wird zumindest behauptet. Hat Ihnen Sandy nichts davon gesagt?"

     "Nein ....!" antwortete Samuel enttäuscht.

     "Hm, merkwürdig! Wahrscheinlich hat er es in der Hektik seiner Abreise vergessen." Jef­frey ließ den Motor an und lenkte den großen Wagen hinaus auf den Highway, der den Airport mit den zentralen Teilen der Stadt verband.

     "Das Ganze ist schon eine Weile her. Eine undurchsichtige Sache, über die die Meinungen weit auseinander gehen."

     "Was wollen Sie damit sagen?"

     "Vor ein paar Jahren ist Foo auf mysteriöse Weise verschwunden. Man vermutet, daß er entführt und ermordet wurde, was aber nie mit letzter Sicherheit bewiesen werden konnte."

     "Na, phantastisch ..." Samuel lehnte sich verunsichert zurück und versuchte seine Gedanken zu ordnen.

     "Was wollten Sie eigentlich von Dr. Foo, wenn ich fragen darf?" Jeffrey musterte die unauffällige Gestalt des Europäers, der blaß und von der langen Reise erschöpft neben ihm saß. "Sandy konnte aus Ihrem Brief nicht recht schlau werden."

    "Das ist schwer zu erklären", antwortete Samuel belegt. "Im Grunde brauche ich nur einen Rat, eine Auskunft über einen ungewöhnlichen Stempel, der in Berlin in meinen Besitz gelangt ist."

     "Und deshalb kommen Sie extra nach Hongkong?"

    "Nun ja, es hängen persönliche Erinnerungen an diesem Stück, und ich würde gerne etwas über seine Herkunft erfahren. In Deutschland konnte mir niemand weiterhelfen, und man riet mir, mich an Dr. Foo zu wenden, der offenbar die einzige Kapazität auf dem Gebiet alter chinesischer Siegelstempel war."

      "Seien Sie nicht enttäuscht, Sam. Wir werden sicher einen anderen Experten für Sie finden."

    "Ja, möglich." Samuel überlegte. "Kennen Sie vielleicht die Adresse auf dieser Karte? Hier steht etwas von einem Kunstgewerbeladen."

     "Saam Gam Yue. Die drei goldenen Fische sind das Siegel der Familie Foo, die schon seit Generationen mit Antiquitäten und Edelsteinen handelt."

     "Ich habe versucht dort anzurufen, doch die Nummer scheint es nicht mehr zu geben."

     "Firmensitze haben in Hongkong selten lange Bestand. Das Unternehmen hat sein Gesicht in den letzten Jahren sehr verändert und zählt heute zu den exquisitesten Juwelieren Asiens. Es wird von Foo Kuai Min, Stephen Foos älterem Bruder geleitet."

     "Von seinem Bruder? Kennen Sie diesen Mann?"

     "Nein, nicht persönlich, aber er ist in gewisser Weise ein prominentes Mitglied der Hongkonger Gesellschaft."

     "Glauben Sie, daß es möglich ist, mit diesem Herrn zu sprechen? Ich meine, vielleicht kann er mir weiterhelfen."

    "Ich fürchte, da werden Sie nicht viel Glück haben", zweifelte Jeffrey kopfschüttelnd und mußte bremsen, weil sich die ersten Staus der morgentlichen Rush Hour bildeten. "Foo Kuai Min gibt zwar vor, ein ebenso versierter Liebhaber und Sammler altchinesischer Kunst zu sein wie sein verstorbener Bruder, aber er wird Sie dennoch kaum an sich heranlassen."

     "Warum nicht?"

    "Nun ja, er ist einer der reichsten Männer Asiens. Er gilt als äußerst menschenscheu und tritt nie in der Öffentlichkeit auf. Niemand weiß genau, wer Foo Kuai Min ist und was er macht, obwohl es sicher keinen Wirtschaftszweig gibt, bei dem er nicht seine Finger im Spiel hat. Man spürt nur sein Wirken, er selbst jedoch bleibt unsichtbar."

     "Ich möchte trotzdem versuchen, mit Mr. Foo Kontakt aufnehmen."

     "Dazu müßten Sie etwas vorweisen können, das auch für ihn von ausreichendem Interesse ist. Wenn Sie meine ehrliche Meinung hören wollen, vergessen Sie Foo und machen Sie sich hier ein paar schöne Tage."

    Jeffrey lenkte die weiße Limousine durch den langen Hafentunnel von Kowloon zum Central District von Hongkong Island, dessen Skyline, vor dem Mount Victoria, zu den berühmtesten Kulissen der Welt zählte, und dessen Stahlbeton- und Glasgiganten wie ein monumentaler Kalender die Geschichte einer sich in rasen­dem Tempo verändernden Stadt erzählten.

     In Hongkong herrschte an diesem Morgen eine seltsame Wetterlage. Während auf der Festlandseite die Luft klar geblieben war, hatte sich auf der Insel ein dichter Nebel über das Häusermeer gelegt, der sich bis hinauf an die Hänge der Berge zog. Langsam kletterte der Wagen die engen Serpentinen der Magazine Gap Road empor, und plötzlich hatte er die Nebelgrenze erreicht. Der Blick wurde frei auf ein eigenartiges und un­wirkliches Panorama. Die Stadt war durch einen dichten, weißen Schleier verhüllt, aus dem nur die höchsten Wolkenkratzer herausragten, wie die Wächter einer Welt, die in einen verzauberten Schlaf gefallen war. Nur verschwommen drangen Lichter durch den Dunst und gaben dem Nebel einen magischen Schein. Und hoch über den dunklen Bergen der Insel lag ein trüber, roter Morgenhimmel, an dem ein Heer gewaltiger Regenwol­ken aufzogen war.

     "So, da wären wir!" Jeffrey lenkte den Wagen durch ein steinernes Tor auf das parkähnliche Grundstück einer noblen Wohnanlage und brachte die Limousine vor dem Eingangsportal zum Stehen. "Nicht schlecht, was? Kaum zwanzig Minuten vom Flughafen hierher, und das bei dem Nebel."

      "Hier wohnt Sandy?" fragte Samuel erstaunt.

     "Ja, er bewohnt das Penthouse. Es wird Ihnen gefallen." Jeffrey deutete auf das hochaufragende Gebäude, dessen Fassade von unzähligen, gläsernen Balkonen bestimmt wurde, und reichte seinem Fahrgast einen kleinen, goldenen Schlüssel. "Fühlen Sie sich wie Zuhause."

     "Kommen Sie nicht mit?"

    "Nein, tut mir leid, Sam. Ich habe ein paar dringende Termine, aber es steht alles für Sie bereit. Und wenn Sie irgendwo hingehen wollen, fragen Sie einfach den Portier."

     "Den Portier ...?"

    "Keine Angst, er spricht gut Englisch und wird Ihnen gern behilflich sein. Sie können auch Sandys Wagen nehmen. Fragen Sie einfach Walter Hong. Ach ja, später kommt noch das Dienstmädchen. Ihr Name ist Alisha. Sie macht sauber, kümmert sich um die Wohnung und ... na, Sie wissen schon. Wenn Sie wollen, kocht Sie Ihnen auch etwas. Sagen Sie Ihr einfach, wenn Sie etwas brauchen. Joi gin! Ruhen Sie sich erst einmal aus. Ich rufe Sie später an. Wenn Sie nichts anderes vorhaben, zeige ich Ihnen Hongkong bei Nacht. Und, Sam ...", fügte Jeffrey in einem ernsten Ton hinzu. "Unternehmen Sie nichts in bezug auf Ihren Jadestempel, ohne mir vorher Bescheid zu sagen. Sandy meinte, ich soll ein wenig auf Sie aufpassen."

    Langsam kletterte die Sonne über die Berge, doch der Himmel verdüsterte sich zuse­hends. Ein schweres Gewitter braute sich zusammen, und wenig später fing es heftig an zu regnen, begleitet von Blitz und Donner und einem mächtigen Wind, der den Nebel zerriss.

     Samuel schritt durch die automatische Drehtür des Apartmenthauses und blickte sich um. Im Zentrum der kühlen, in schwarzem Marmor gehaltenen Eingangsshalle befand sich eine gläserne Portiersloge hinter der ein kleiner, uniformierter Chinese Dienst tat.

     "Äh ... , guten Morgen! Mr. Hong ...?"

     Der Pförtner nickte mit einem breiten Grinsen.

     "Mein Name ist Tyme", erklärte Samuel und erwiderte die an­gedeutete Verneigung, die ihm der Asiate entgegenbrachte. "Samuel Tyme aus Berlin."

     "O ja, Dr. Tyme, Sir! Wir haben Sie bereits erwartet." Hong amüsierte sich über das unangemessene Verhalten des gwai lo, das einem Gesichtsverlust gleichkam, und schnippte kunstvoll mit den Fingern. Sogleich erschien ein mürrisch blicken­der Hausdiener, nahm lustlos Samuels Tasche und führte den Gast zu einem Fahrstuhl, der in wenigen Sekunden das oberste Geschoß der luxuriösen Apart­mentanlage erreichte.

     Die Lifttüren öffneten sich in die Lounge des Penthouses, das die gesamte Dachetage des Gebäudes einnahm und dessen Panoramafenster einen überwältigenden Blick über den Hongkonger Hafen, Kowloon und die dahinterliegenden Berge freigaben.

     George Sandfort mußte sehr wohlhabend sein und liebte offenbar die japanische Ästhetik, ihre aske­tische Tendenz und Harmonie durch den Verzicht auf Überflüssiges. Der Fußboden aus weißem Marmor und die ebenso weiße Seidentapete lenkten den Blick des Betrachters auf die wenigen exquisiten Einrich­tungsgegenstände. Ein schwarzer Steinway, eine Sitzgruppe aus auberginefarbenem Leder und rotem Rattan, eine kubistische Bronzeskulptur und wenige deckenhohe Pflanzen in glasierten Terrakottatöpfen waren die einzigen Objekte in dem riesigen Zimmer, das sicherlich Platz für fünf chinesische Familien geboten hätte.

     Samuel atmete tief durch, als der Hausdiener ging. Jetzt war er also wirklich in Asien, einer Welt, die ihn schon immer fasziniert, ja magisch angezogen hatte, obwohl er sie nur aus Filmen und Büchern kannte. Und doch war da ein eigenartiges Gefühl der Vertrautheit und eine Erinnerung an etwas, das er eigentlich nie erlebt haben konnte, das seine Realität jedoch durch die Existenz des steinernen Stempels bewies, der auf unheimliche Weise eine Spur in sein Leben gelegt hatte.

     Samuel stellte sich vor die riesigen Fenster und starrte hinaus in den strömenden Regen. Wie oft hatte er in den letzten Ta­gen vor seiner Abreise versucht, sich zu entspannen. Wie oft hatte er versucht, seine Pläne zu überdenken, rational das Mögliche gegen das Unmögliche abzuwägen, doch alle Nüchternheit hatte nichts geholfen. Er war in den Bann einer Geschichte geraten, von der er kaum noch wußte, wann sie begonnen hatte, geschweige denn, wie sie enden würde. Es war ein mächtiger Stru­del, in den er hineingesogen wurde, hinein und hinunter in die fremdartige Welt, die nun zu seinen Füßen lag.